Der Weg der Milch – Ein Vortrag von Achim Lohrey

Einen äußerst interessanten und zugleich unterhaltsamen Abend erlebten die rund 90 Besucherinnen und Besucher, die der Einladung des Dorfvereins Wolferborn e.V. zum Vortrag „Der Weg der Milch – Wie kommt die Milch vom Erzeuger zum Verbraucher?“ gefolgt waren. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Vorsitzende des Dorfvereins, Horst Meige, die Gäste herzlich und hieß sie im Namen des Vereins willkommen. Referent Achim Lohrey aus Wolferborn nahm anschließend sein Publikum mit auf eine spannende Reise – von der Milchkuh bis hin zum fertigen Produkt auf dem Esstisch.

Mit fast 40 Jahren Erfahrung in der Milchwirtschaft verstand es Achim Lohrey, die komplexen Abläufe der modernen Milchproduktion anschaulich und mit einer guten Portion Humor zu erklären. Dabei schlug er gekonnt Brücken von früher zu heute, untermalte seine Ausführungen mit historischen Bildern und weckte so manche Erinnerung im Publikum. „Wer kennt wen? Wer weiß wo?“ – diese Fragen sorgten für lebhafte Gespräche und Schmunzeln unter den Gästen.
Ein Leben für die Landwirtschaft
Achim Lohrey, Jahrgang 1960, ist fest in der Region verwurzelt. Nach Hauptschule, Berufsfachschule und landwirtschaftlicher Lehre besuchte er die Landwirtschaftliche Schule in Gelnhausen, absolvierte in Darmstadt das Fachabitur und schloss sein Fachhochschulstudium im Bereich Landwirtschaft ab. Seit 1986 ist er in der hessischen Agrarverwaltung tätig, heute beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in Wächtersbach. Seinen wohlverdienten Ruhestand plant er für Mai 2026.
Von der Handmelkung zum Melkroboter
Eindrucksvoll schilderte Lohrey die Entwicklung der Milchviehhaltung in den letzten 100 Jahren. Während früher noch mühsam von Hand gemolken wurde – im Sommer oft direkt auf der Weide –, übernehmen heute oftmals hochmoderne Melkroboter die Arbeit. Die Milchqualität sei dadurch besser kontrollierbar als je zuvor: moderne Anlagen erfassen digital jede Menge, reinigen automatisch die Zitzen und dokumentieren die Milchleistung jeder einzelnen Kuh. Auch das Tierwohl habe deutlich gewonnen – mit Massagebürsten, Lüftungssystemen und jeder Menge „Kuhkomfort“, der vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wäre.
Wandel in der Landwirtschaft
Besonders eindrucksvoll verdeutlichte Lohrey den Strukturwandel der Milchwirtschaft. In den 1960er-Jahren lieferten noch 66 Betriebe aus Wolferborn Milch an die Molkerei Huwe in Büdingen. Heute gibt es im Ort keinen einzigen Milchviehbetrieb mehr. Die nächstgelegene Molkerei befindet sich in Hungen.
Während es in den 1950er-Jahren in Deutschland rund 3.500 milchverarbeitende Betriebe gab, sind es heute nur noch etwa 160.
In Hessen existieren derzeit sechs Molkereien: die Upländer Bauernmolkerei, die Hochwald Foods – Molkerei mit den Betriebsstätten in Hungen und in Hünfeld, die Immergut Molkerei in Schlüchtern, die Schwälbchen Molkerei in Bad Schwalbach sowie die Molkerei Hüttenthal im Odenwald.
Auch die Zahl der Milcherzeuger ist dramatisch gesunken – von rund 150.000 Betrieben in den 1950er-Jahren auf heute etwa 2.000 in Hessen. In Büdingen und seinen 16 Stadtteilen sind derzeit nur noch fünf Milchviehbetriebe aktiv. Dennoch hat sich die Milchleistung pro Tier seit 1985 fast verdoppelt – dank gezielter Zucht, besserer Fütterung, besserem Tierwohl und moderner Technik und Stallanlagen.
Ein Plädoyer für regionale Erzeuger
Zum Abschluss seines Vortrags hielt Achim Lohrey ein leidenschaftliches Plädoyer für die heimischen Milchviehbetriebe. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich bewusst machen, welche Arbeit, Verantwortung und Fachkenntnis hinter der Milchproduktion stehen. „Bevor man zur irischen Weidebutter greift, lohnt sich ein Blick auf das, was hier vor Ort geleistet wird“, so Lohrey.
Regionale Direktvermarkter und kurze Transportwege seien ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Immer mehr Betriebe bieten ihre Produkte direkt an – etwa über Milchautomaten, die frische, gekühlte Milch rund um die Uhr bereitstellen. Ein Beispiel ist die Familie Gerth mit der „Diebacher Milch“. Andere, wie der Weidenhof aus Wächtersbach-Neudorf, bieten sogar einen Lieferservice an – „und wer freut sich nicht, wenn montagmorgens frische Milch und Joghurt vor der Haustür stehen?“, so Lohrey augenzwinkernd.
Mit lang anhaltendem Applaus dankte das Publikum dem Referenten für einen Abend voller Wissen, Humor und Wertschätzung für die Landwirtschaft. Der Dorfverein Wolferborn zeigte sich erfreut über das große Interesse und kündigt die nächsten Veranstaltungen an.

Weitere Informationen finden Sie auf wolferborn1276.de

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